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Ileana Dilger

Mitarbeiterin in der Servicestelle Familienfreundliches Studium beim Deutschen Studentenwerk

Mentee von Mai 2011 bis Februar 2012

Mentor*in: Tanja Berger, Referentin bei Hochdrei. Bilden und Begegnen in Brandenburg

Studium und Abschluss: Politik, Verwaltung und Soziologie (BA), Erwachsenenpädagogik (MA)

wichtigste berufliche Stationen: Freie Mitarbeiterin bei Sabine Rösler – Lösungsorientiertes Coaching, Potsdam. Co-Trainerin für Bildungsseminare im Rahmen des Bundesfreiwilligen Dienstes bei ijgd

Wofür schlägt dein Herz, was ist dein ganz persönliches Lebensmotto? Ich liebe es in Kontakt mit Menschen zu treten, mich verbunden zu fühlen, immer wieder neu auf der Suche zu sein, Standpunkte auszutauschen, neugierig zu sein und mich überraschen zu lassen….zu lernen und mit offenen Sinnen zu erfahren, zu erleben, ich liebe die Abwechslung, den Trubel, sportliche Betätigung in der Natur, gute Gespräche und Bücher – mich inspirieren und bewegen zu lassen und selbst zu bewegen.

 

Warum hast du dich damals für die Teilnahme am Mentoring-Programm beworben? Konnten deine Fragen hier beantwortet werden?

Zum Ende meines Bachelor-Studiums wurde unser erster Sohn Aljoscha geboren. In seinem ersten Lebensjahr habe ich neben meiner neuen und sehr ausfüllenden Rolle als Mama meine Bachelor-Arbeit geschrieben. Meine Pflicht-Seminare und Vorlesungen hatte ich absolviert und andere Tätigkeiten, wie mein Engagement im Fachschaftsrat stark zurückgefahren. Dieser Austausch an der Uni fehlte mir sehr und durch die neuen Familienaufgaben habe ich mir ganz neue Berufs- und Lebensfragen gestellt. Unser Sohn hatte mir ziemlich schmerzlich bewusst gemacht, dass Frauen heutzutage immer noch anders/ stärker mit bestimmten Fragen konfrontiert werden („Wie willst Du Beruf und Familie vereinbaren? Kommt das Kind in den Lebenslauf oder nicht?“) als Männer. Das Mentoring-Programm für Frauen kam daher genau zur richtigen Zeit. Zum einen um sich eben über solche Themen sowohl in einer Gruppe junger Frauen als auch mit berufs- und lebenserfahreneren Frauen auszutauschen. Zum anderen hatte ich das Gefühl, in dieser turbulenten und oft rastlosen Zeit einen guten inneren Kompass zu brauchen. Ich wollte Klarheit gewinnen über meine Ziele und die möglichen Wege dorthin. Das Mentoring Programm hat mir mit seinen verschiedenen Elementen (Seminare; Erfolgsteam-Gruppe, Mentoring-Beziehung) viele Gelegenheiten geschenkt, in mich reinzuhorchen und auszuloten, was ich beruflich möchte und wo ich das erreichen könnte.

Womit hast du in der Zeit des Berufseinstieges überhaupt nicht gerechnet? Wie bist du damit umgegangen?

Ich dachte, ich sei bestens für einen reibungslosen Berufseinstieg vorberietet: mit meinem relativ großen Netzwerk an interessanten Kontakten, durch die verschiedenen beruflichen Erfahrungen, die ich neben dem Studium gesammelt hatte und auch durch die Reflektionen und Tipps aus dem Mentoring-Programm. Ich war zuversichtlich und selbstbewusst. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass die „Bewerbungsphase“ mich so verunsichern würde. Es war schwer auszuhalten nicht zu wissen, was kommt, in jede Bewerbung Energien und Träume zu stecken, bei einer Absage das Gefühl zu haben, sich nicht richtig verkaufen zu können, beim Lesen von Stellenausschreibungen in Zweifel zu geraten über eigene Ziele und Visionen. Meine Bewerbungsphase ging letztlich keine zwei Monate (zumindest wenn man nach offiziellem Studienabschluss und Vertragsabschluss geht ;-)). Dennoch hab ich sie als aufreibend und von vielen Selbstzweifeln geprägt, erlebt. Geholfen hat mir in dieser Zeit der Austausch mit anderen. Ganz offen über Selbstzweifel und die Höhen und Tiefen der Bewerbungsphase zu sprechen, war sehr hilfreich. Außerdem habe ich meine erste Bewerbungsstrategie ziemlich schnell um weitere ergänzt: Kontakte aktiv anschreiben, Bewerbungscoach konsultieren, Rückmeldungen zu Stellenbörsen und meinem Anschreiben einholen…das hat gefruchtet.

Was zeichnet deinen aktuellen Job aus?

Mein aktueller Job ist ein richtiger Traumjob. Als ich die Ausschreibung las, dachte ich: „Der wurde für mich entwickelt“. Ich habe das Gefühl sehr viel von dem, was ich im Studium gemacht habe, einbringen zu können. Meine Interessengebiete sind exakt abgedeckt. Durch die Arbeit in einem Dachverband erlebe ich Politik und Verwaltung ganz konkret und kann mich für ein Thema einsetzen, das mir sehr am Herzen liegt: familienfreundliche Strukturen im Studium zu fördern. Die Arbeit ist dabei ganz vielfältig und reicht von Öffentlichkeitsarbeit bis hin zum Konzipieren von verbandsinternen Weiterbildungen oder Netzwerktreffen. In der ersten Zeit bin ich sehr viel gereist, um die Studentenwerke in ihren Aufgaben und Tätigkeitsfeldern kennen zu lernen. Es hat mich wirklich begeistert, mich ethisch und moralisch so verbunden zu fühlen mit dem sozialen, kulturellen und öffentlichen Auftrag, der dort vor Ort gelebt wird. Als ersten Job habe ich genau die richtige Mischung erwischt, zwischen Neuem lernen und mein Wissen und meine Erfahrungen einbringen zu können und dadurch auch Bestätigung zu erfahren.

Work & Life – sind beide bei dir in Balance? Wenn ja, hast du einen Geheimtipp?

Ich bin sehr zufrieden mit der Abwechslung, die mir mein Leben aktuell bietet. Auf der Arbeit genieße ich das konzentrierte Dranbleiben, den intellektuellen Austausch und das Gefühl etwas voran zu bringen. Als Ausgleich ist das Kuscheln, Toben und einfach im Hier-und-Jetzt sein mit den Kindern einfach perfekt. Kochen und Putzen holen mich runter. Wenn ich dann noch dazu komme, ein Buch zu lesen, Sport zu machen, einen Ausflug ins Grüne zu unternehmen oder Freunde zu treffen, dann sprudeln die Glücksgefühle. Aber es gibt auch oft die Momente, in denen ich das Gefühl habe, alles kommt zu kurz, ich werde meinen Ansprüchen in keinem Lebensbereich richtig gerecht und die Zeit reicht einfach nie. Dann versuche ich, einen Gang runterzuschalten und meinen Stress in Relation zu setzen, z.B. durch lesen. Das holt mich meistens raus aus meinem Hamsterrad.

Und mein ultimativer Geheimtipp: ein Partner mit viel Zeit und Lust auf Familienengagement! Ohne meinen Mann, der sich ganz selbstverständlich um Einkaufen, Wäschewaschen, Kinderorganisation und all die vielen Alltagsaufgaben kümmert, wäre unser Leben weit weniger in Balance. Meine bisherige Erfahrung zeigt, dass vor allem in Beziehungen mit Kindern häufig doch die Frauen einen Großteil der Haus- und Fürsorgearbeit leisten und zum Wohle des Familienfriedens oder um das Bild der gleichberechtigten Beziehung aufrecht zu erhalten, ihre Leistung auch noch kleinreden (dazu auch folgende Studie: http://www.akweb.de/ak_s/ak615/24.htm. Work-Life-Balance ist auch im Privaten immer wieder Verhandlungssache.

Hast du „sonst noch Wünsche?“

Ich wünsche mir, dass Fürsorge- und Pflegearbeiten in unserer Gesellschaft eine höhere Wertschätzung erfahren – durch eine bessere Entlohnung, mehr Zeit und Personal.

(Mai 2016)